Was ist der Längenfeldgarten?
Der Längenfeldgarten ist seit 2010 ein Guerilla-Gemeinschaftsgarten in Wien. Das bedeutet, dass bei seiner Gründung nicht um Erlaubnis bei der Stadt Wien gefragt wurde, sondern die damals triste Rasenfläche einfach umgegraben und bepflanzt wurde. Bis heute gibt es kein offizielles O.K. der Stadt Wien – das die Präsenz des Gartens aber einen positiven Beitrag zur Nachbarschaft leistet, dürfte sich herumgesprochen haben. So sind Kontakte mit Polizei oder dem Stadtgartenamt bislang positiv verlaufen.
Wer seid ihr?
Derzeit sind nach letzter Schätzung ca. 40 Leute aktiv im Garten. Abgesehen von den “zählbaren” Gärtner*innen helfen aber auch immer mehr Menschen aus der Nachbarschaft oder zufällige Besucher beim Unkraut jäten und gießen.
Warum macht ihr das?
So bunt und vielfältig der Garten ist, so unterschiedlich sind auch die Beweggründe der einzelnen Gärtner*innen, weshalb sie hier gärtnern. Das Spektrum reicht von der “bloßen” Leidenschaft für selbstgezogenes Gemüse bis zu politischen Ansprüchen wie der Rückeroberung des öffentlichen Raumes. Die Erlebnisse im Garten regen auf jeden Fall zur Diskussion ein und Themen, die immer wieder auftauchen, sind Ernährungssouveränität, Nachhaltigkeit und Möglichkeiten des Empowerment und der Partizipation.
Ach ja, und außerdem macht Gartenarbeit Spaß, ist entspannend und es geht nichts über den Geschmack einer selbstgezogenen, reifen Tomate!
Wer hat damit angefangen?
Die Eroberung des Gartens verdanken wir der Guerilla Gardening Gruppe des KuKuMA Netzwerkes, die den Ort entdeckt und mit vorgezogenen Pflanzen die ersten Beete angelegt haben. Auch die ersten beiden Gartenjahre wurden von den Aktivist*innen im Umfeld von KuKuMA organisiert, bis diese aus unterschiedlichen Gründen im Frühjahr 2012 die Betreuung des Längenfeldgartens an die jetzigen Gärtner*innen abgegeben haben. Die im Zuge der Anfangszeit entstandene Bachelorarbeit von Barbara Graf ist ein hoch interessanter Beitrag zur Geschichte des Längenfeldgartens, den sie uns großzügiger Weise zur Verfügung gestellt hat: Der Guerilla Garten als informeller Lernort und sozialer Freiraum
Wie wird der Garten organisiert?
Nachdem die einzelnen Gärtner*innen sich teilweise gar nicht kennen, funktioniert der Garten derzeit fast von selber. Um das Arbeiten im Garten aber für alle einfacher zu gestalten, kümmert sich eine kleinere Gruppe „Übermotivierter“ um allgemeine Dinge wie frische Erde und frei zugängliches Werkzeug. Auch das gründliche Bewässern aller Beete wird gerade im Sommer gemeinschaftlich erledigt – und da ja Not bekanntlich erfinderisch macht, haben wir mittlerweile ein ausgeklügeltes System um den vorhandenen Trinkbrunnen auch mit Schläuchen zu nützen. Das heißt aber natürlich nicht, dass der Garten sich nicht über jede vergossene Gießkanne freut…
Wird hier nicht ständig etwas kaputt gemacht?
Die kurze Antwort lautet: Mehr als notwendig, weniger als erwartet! Einen idyllischen Garten zu schaffen ist nicht schwer, wenn man sich hinter einem Gartenzaun versteckt und die “wirkliche” Welt aussperren kann. Gerade das wollen wir aber nicht, weshalb der Garten auch rund um die Uhr zugänglich ist. Wenn es dann einer Frucht trotzdem gelingt vom Saatkorn bis zur Erntereife zu gelangen, ist die Freude umso größer.